Thursday 31 July 2014

Vereinigtes Königreich, Commonwealth Spiele und EU

Kaum haben wir die Fußball-Weltmeisterschaft hinter uns und die Tour de France, da kommen die Commonwealth Games in Glasgow. Falls Sie sich nicht sicher sind was das Commonwealth ist, stehen sie nicht alleine da, denn viele Briten sind sich auch nicht so sicher!

Das Commonwealth entstand als die ehemaligen britischen Kolonien ihre Unabhängigkeit erhielten. Insgesamt 53 Länder gehören nun dazu, umfassen ein Viertel der Welt und fast ein Drittel der Bevölkerung. Es sind einfach Länder die durch Sprache Geschichte und Kultur verbunden sind, mit einem gemeinsamen Interesse an Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit. Auf politischer Ebene treffen sich die Staatsoberhäupter alle zwei Jahre für einen Gedankenaustausch.

Die Queen gilt als Symbolisches Oberhaupt des Commonwealth. Sie ist zudem auch noch Königin von einigen Ländern wie Großbritannien, Kanada, Australien und Barbados (The Realms). Manche Mitglieder haben ihr eigenes königliches Haus und viele sind Republikaner mit einem gewählten Präsidenten.



Export und Import zwischen dem Vereinigtem Königreich und dem Commonwealth Ländern

Die erste Tabelle oben zeigt den Export und Import von Großbritannien mit Commonwealth Ländern. Man sieht ganz deutlich wie sich, mit dem Abbau der Kolonialherrschaft, der wirtschaftliche Verkehr mit den ehemaligen Kolonien verringerte. Erst in den letzten Jahrzehnt Winter wieder an zu steigen.

Die folgende Tabelle gibt einen Einblick zum Wachstum des britischen Exports. Osteuropa, Afrika und Asien sind die wachsenden Märkte.

Export-Wachstum zwischen dem VK und Regionen weltweit


Für die meisten von uns liegt bei weitem das größte Interesse an den Commonwealth Games, die alle vier Jahre stattfinden. Wie immer entgegnet man bei den Berichten neue Bezeichnungen. Zum Beispiel der Begriff „Home Countries oder Home Nations“. Das sind die Nationen England, Schottland, Wales und Nordirland. Die Home Nations sind nicht mit den „Home Counties“ zu verwechseln, sie sind die Länder/Bezirke rings um London die den wirtschaftlich am reichsten Teil Großbritanniens bilden.

Der rechte, Euro skeptischer Flügel in Großbritannien sehnt sich nach einer Trennung von der EU und blickt zu den Aufbau eines Wirtschaftskreises innerhalb des Commonwealth. Zurzeit darf nämlich das Vereinigte Königreich keine unabhängigen Verträge mit anderen Commonwealth Ländern aufnehmen. Dies muss alles durch die EU geschehen. Zum Beispiel wird gerade zwischen Kanada und der EU gehandelt.

Doch im Moment erscheint es unwichtig, denn bei den jetzigen Spielen hat ein Engländer einen großen Vorteil. Wenn seine Mannschaft nicht gewinnt, kann er noch als Brite den anderen Home Nation Teilnehmern zu jubeln.

PS. Das von uns verlegte Buch „Dear Ruth“ handelt von den Erlebnissen einer Frau die Ende der sechziger - Anfang der siebziger Jahre noch als Mitglied der Kolonialadministration nach Afrika zog und ihr Herz an den Kontinent verlor. http://miltoncontact.co.uk/ruth.

Wednesday 23 July 2014

Wenn englischer Humor den Deutschen begegnet

Der folgende Briefaustausch war einer der Höhepunkte meiner Woche. Englischer Humor wurde mit deutschem Humor beantwortet. Ich schrieb:




"Sehr geehrter Herr Scherer,

Ich besuchte heute Ihre Internetseite zu den Länderschwerpunkten der IHK bundesweit (http://www.info-weltweit.de/) und stellte mit Bestürzung fest, dass das Vereinigte Königreich merkwürdigerweise dort nicht vertreten war.

Da wir momentan einem Wirtschaftswachstum von über 2,8 % genießen und drittgrößter Exportpartner der Bundesrepublik sind, fragte ich mich was der Grund für unsere Abwesenheit sein könnte.

Es kamen dabei recht schnell eine Anzahl von Möglichkeiten in den Vordergrund. Vielleicht können Sie auf die passende Antwort hinweisen:
  1. Geschäfte mit dem Vereinigten Königreich sind derart selbstverständlich, dass sie keine Erwähnung bedürfen.
  2. Premierminister Cameron hat seine europäischen Kollegen derart vergrämt, dass sie das ganze Land ausgeschlossen haben.
  3. Das britische Wetter ist einfach zu regnerisch (erklärt auch warum Irland nicht in Ihrer Liste ist).
  4. Unser Bier.
  5. Sie meinen, dass so nahe an der Fußballweltmeisterschaft es vielleicht diplomatischer wäre den Kontakt vorerst abzuwarten.
  6. Man ist beleidigt, dass William, Kate und George den halben Globus umreisen um Australien zu besuchen, wobei Deutschland einfach ein Katzensprung über den Kanal entfernt ist.
  7. In Anbetracht unserer legendären Höflichkeit haben sie sich angepasst und anstatt sich hervorzuheben, warten sie auf einer Einladung uns zu besuchen.

Ich hoffe Sie haben diesen Brief mit einem entsprechenden schmunzeln gelesen und mir dabei auch für die gelegentlichen Schnitzer mit der deutschen Rechtschreibung und Sprache vergeben.

Ich freue mich auf eine baldige Antwort.

Mit freundlichen Grüßen aus einem ungewöhnlich sonnigen warmen Cambridge,

Chris Thomas

Dr Chris Thomas, Director, Milton Contact Ltd"

Die Antwort kam schon am nächsten Tag:

"Sehr geehrter Herr Dr. Thomas,

an dieser Stelle schreibe ich üblicherweise, dass ich mich sehr über die Anfrage / Anmerkung / Reaktion zu unserer Website gefreut habe. Das stimmt natürlich immer, aber sehr selten war dies so vollumfänglich richtig, wie bei Ihrer Anfrage.

Wie Sie wissen, beneiden wir Deutsche unsere englischen Freunde nicht nur für deren ausgesprochen hinreißenden Humor, sondern auch für die nahezu allgegenwärtige aristokratische Höflichkeit und Bescheidenheit. In diesem Zusammenhang ehrt es Sie, sieben potentielle englische Eigenheiten aufzuzählen, die natürlich ebenso charmant wie klischeehaft das Vereinigte Königreich beschreiben. Es wäre für mich aber ein Leichtes, Ihnen mit mindestens 70 deutschen Eigenheiten zu antworten, die ebenso zu hinterfragen wären.

Aber wenn Sie schon die Fußballweltmeisterschaft ansprechen. Ich persönlich finde, dass man bei aller Kritik an der englischen Mannschaft, das hochverdiente Unentschieden gegen Costa Rica nicht vergessen darf.

Nun aber zu Ihrer Anfrage. Sie haben recht, tatsächlich ist es so, dass das Vereinigte Königreich nicht als bundesweiter Schwerpunkt von einer IHK besetzt wird. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass die IHK-Organisation nicht über Ihr Land berät, Veranstaltungen organisiert oder ähnlich tolle Dinge anbietet. Im Gegenteil. Alle 80 deutschen IHKs betreuen eigenverantwortlich Ihr Land, allerdings jeweils nur für ihr regionales Zuständigkeitsgebiet und nicht bundesweit. Zudem ist Ihr Land ja bekanntlich hochmotiviertes Mitglied und unverzichtbare Stütze der Europäischen Union, so dass Geschäfte mit dem Vereinigten Königreich eher selbstverständlich und leichter sein sollten, als dies beispielsweise mit China der Fall ist. Insgesamt bilden sich solche überregionalen Länderspezialisierungen insbesondere für Länder, die ausgewiesenes Expertenwissen bedürfen, das nicht an 80 Standorten bereitgestellt werden kann. Hinzukommen noch einige historisch gewachsene Schwerpunkte, beispielsweise von Ländern, die erst seit kürzerer Zeit in der EU sind.

Leider gehen bei den deutschen IHKs vergleichsweise wenige Anfragen zu Ihrem Land ein. Dies mag vielleicht auch an den bereits oben erwähnten gesunkenen formalen Anforderungen wie beispielsweise den fehlenden Zollvorschriften liegen.

Ich hoffe, es ist mir gelungen, Ihre völlig berechtigte Anfrage einigermaßen zufriedenstellend zu beantworten. Noch einmal vielen Dank für Ihre ausgesprochen nette Anfrage. Und hoffentlich bleibt Ihnen die Sonne in Cambridge noch lange gewogen.

Freundliche Grüße

Volker Scherer
Geschäftsführer
Geschäftsbereich International
Industrie- und Handelskammer für die Pfalz
"

Ich lächelte noch lange nachdem ich den Brief gelesen hatte. 

Aus professioneller Sicht sollte man sich natürlich im geschäftlichen Briefverkehr neutral halten, besonders da beim Briefwechsel mit vorerst unbekannten Gesprächspartnern einiges daneben gehen kann. Doch in diesem Falle lief die Ausnahme positiv aus. 

Ein bisschen Mensch sein ist gelegentlich beiderseits erlaubt.

Wednesday 16 July 2014

Fahrrad und Arbeit in Cambridge im Juli

„Get on your bike!“ (im Sinne: „Nimm Dein Fahrrad um im breiteren Umfeld nach Arbeit zu suchen (du Faulpelz)“, Politiker Norman Tebbit) war in den 80er Jahren ein kontroverser Spruch während der damaligen Wirtschaftskrise. Nun haben wir mehr Arbeit und schauen stattdessen anderen beim Radfahren zu!

 Tour de France in Cambridge photo album
Tour de France peleton in Cambridge July 7 2014

Arbeitslosigkeit in Großbritannien erreichte heute einen neuen Tiefwert, mit 6,5 % oder ca. 2,12 Millionen Arbeitslose. Die oberflächlich gute Nachricht hat jedoch dunkle Untertöne. Preis Inflation stand im Juni bei 1,9 % aber es gab keine gleich starken Lohnsteigerungen in den letzten Monaten. Wir Briten arbeiten für weniger Geld und müssen mehr für unsere Lebenskosten zahlen.

Der dramatische Schwung gegen Europa in den britischen Wahlen zum Europaparlament hat seinen Einfluss auf Premierminister David Camerons Kabinettwechsel ausgeübt. Öffentliche Befürworter von Europa, wie Kenneth Clarke, sind ausgeschieden und eher Europa kritische Politiker, wie der neue Außenminister Philip Hammond, wurden eingeladen.

Heute (Mittwoch) werden wir sehen ob Lord Hill als neuer EU-Kommissar in Brüssel angenommen wird. Einerseits wird Lord Hill als Anti Europäer beschrieben, von rechts wird er eher als pro EU betrachtet. The Guardian und The Independent bezeichnen ihn als einen kompetenten Verhandler. Wir pro Europäer können nur hoffen.

Zu erfreulicheren Nachrichten, falls Sie es nicht wussten, die Tour de France verbrachte einen Tag in Cambridge. Mit meiner Kamera gerüstet, schlenderte ich schon früh in die Stadt hinein um die Leute, Feste, und Route anzuschauen. Trotz der 100.000 Besucher konnte man gut einen Platz an der Straße finden.

Nach einer erfrischenden Tasse Tee in Browns, gegenüber vom imposantem Fitzwilliam Museum, wanderte ich noch ein bisschen in südliche Richtung um einen guten Blickpunkt mit meiner Kamera zu haben. Zum Glück hatte ich die Karnevalskarawane auf dem Hinweg noch vor der Abfahrt gefunden, denn alles zischte im Hochtempo an den Zuschauern vorbei. Nach 2 Stunden Warten, unterbrochen von dem Jubel für jeden Polizisten der auf einem Motorrad vorbeifuhr, kam endlich das Peloton. Sieben automatische Klicks mit der Kamera - und es war vorbei! Doch wir Zuschauer haben die Atmosphäre eines einzigartigen Ereignisses in unserer kleinen Stadt genossen.

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