Insgesamt positive Eindrücke und Erfahrungen eines Rollstuhlneulings beim Besuch des Niederrheinischen Freilichtmuseums.
Ein Sturz, ein stabiler Beckenbruch und schon ist es etwas komplizierter einen Ausflug mit meiner Mutter zu Ostern zu planen! Die optimistische Suche im Internet nach Zielen in Verbindung mit “behindertengerecht” oder “Rollstuhlverleih” fand wenige Hinweise, außer einen Aufruf nach Information für eine ähnliche Frage. Am Ostersonntag gab es oft keine Beantwortung des Telefons. Der erste Durchbruch kam bei einem Freilichtmuseum westlich von Köln wo es sich bald herausstellte, das man ja einen Rollstuhl für das Schloss ausleihen konnte, jedoch nicht für den Durchgang vom Eingang durch den Park bis zum Gebäude selbst!
Wir hatten schon fast aufgegeben als wir zufällig auf das Niederrheinische Freilichtmuseum zur Dorenburg stießen. Ein freundlicher Herr Breitsprecher gab kund dass sogar drei Rollstühle zum Verleih verfügbar waren; für den Park, einen Teil der Burg und des Spielzeugmuseums. Wir buchten sofort einen Rollstuhl im Voraus und machten uns auf den Weg nach Grefrath!
Der Parkplatz beim Eisstadion war relative leicht zu finden (wenn man den Schildern folgte und nicht daran vorbei fuhr wie wir es zuerst taten) und das große Schild zum Nierrheinischen Freilichtmuseum lockte am vermeintlichen Eingang. Zum Glück stellte ich frühzeitig fest, dass es noch 300m zu Fuß bis zum eigentlichen Eingang waren. Ich rannte voraus um vom hilfreichen Herrn Yassim an der Kasse den Rollstuhl gegen Pfand zu holen, um meiner Mutter einen Leidensweg mit Krücken (Entschuldigung, Unterarmstützen!) zu ersparen.
Der gut berollbarer Weg vor dem Eingang wandelte sich in schöne dicke, runde, altertümliche Pflastersteine, die sehr schlecht mit dem Rollstuhl zu bewältigen waren. Mann sollte vorher keinen Sprudel trinken, denn es rüttelte sehr und ging am besten rückwärts mit den großen Rollstuhlrädern voran. Doch nach 20m erreichte man die glatten und gut befahrbaren Wege, entweder glatt gepflastert oder fester Schotterweg (die Räder drangen nicht ein, es gab wenig Widerstand zum schieben).
Lange Fahrt und kurze Durchrüttelung verlangten vorerst einen Abstecher zu den Behindertentoiletten. Geräumig und gut wenn man hinein kam, waren die kleine Schwelle und Metallrost (Fussabkratzer) eine kleines Hindernis. Nun konnten wir unabgelenkt uns den vielen Sehenswürdigkeiten widmen!
Die erste Hälfte des Wegs führte an Weiden, der Schnapsbrennerei (Stufe, aber von außen einsichtbar), Gerberei (Hindernis – hohe Stufe), den Kutschen (gut zu besichtigen) bis zum Tante Emma Laden (einfahrbar) mir freundlicher Bedienung und einen verdienten Kaffee mit Schmalzbrot oder Kuchen, zum Verzehr im anliegenden Kräutergarten (einfahrbar).
Der Weg führte dann über 10m holprige Pflastersteine, die zur Abwechslung als Erinnerung an die Glätte des vorhergehenden und nachfolgenden Wegs dienten!
Wir begrüßten am darauf folgenden kleinen Bauernhof die Esel und den Misthaufen-thronenden Pfau und konnten die bäuerlichen Räume bewundern. Die Dorenburg selbst lud ein zur Besichtigung. Nur das Erdgeschoss war mit dem Rollstuhl erreichbar aber bot interessante Ansichten von alten Truhen, Waffen, Bildern und einer Küche mit altem Mobiliar. Das der Burg entgegen liegende Spielzeugmuseum war auch gut mit dem Rollstuhl zu besichtigen, wenn jemand mit Türöffnen am Eingang half.
Die letzten Gebäude auf dem Weg zurück zum Freilichtsmuseumseingang waren entweder von außen einsichtbar (Schmiede – große Stufe) oder einfahrbar, wie die Scheune mit Exemplaren von Radmachern, Fasswerken und anderen Handwerken.
Wer noch eine letzte Erfrischung vor der Abreise brauchte, besuchte das Pannekookehuus, mit separatem Eingang für Rollstühle und Kinderwagen.
Der insgesamt positiv, interessante und (sehr wichtig) angenehme Ausflug endete mit der Rollstuhlfahrt zum Parkplatz und Rückgabe des geliehenen Rollstuhls.
Als Rollstuhlneuling hätte ich die folgenden Vorschläge um einen noch positiveren Besuch für behinderte Besucher zu garantieren:
- Die mit runden Pflasterstein gedeckten Wege und besonders den Eingang zugänglicher für Rollstuhlfahrer zu gestalten.
- Rampen anzubringen an den Stufen der Gebäude damit man auch mit dem Rollstuhl hinein kann.
- Den Eingang zu den Behindertentoiletten für Rollstuhlfahrer einfacher zu machen.
- Automatische Türöffnung auf knopfdruck am Eingang zum Spielzeugmuseum
Ich empfehle einen Besuch zum Niederrheinischen Freilichtmuseum zu Dorenburg jedem der ein paar gemütliche und interessante Stunden beim Museumsbesuch genießen möchte, mit oder ohne Rollstuhl. Als besonders bemerkenswert fand ich das freundliche und hilfreiche Personal, dass auch an einem Osterfeiertag den Behinderten behilflich war.
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