Tuesday 23 September 2014

Unternehmerdelegation nach Großbritannien: Neue Märkte erkunden

Beispiel Potsdam Green Ventures.

Als Geschäftsführer einer KMU werden sie gelegentlich einen Punkt erreichen wo ihr Blick vom alltäglichen Markt innerhalb Deutschlands ein bisschen weiter zum Horizont und über die Landesgrenzen schwebt. Vielleicht ist ihr Produkt sehr erfolgreich im deutschen Sprachraum. Oder der örtliche Markt ist gesättigt und die Konkurrenz wächst und drückt ihren Profit. Auf jedem Fall ergibt sich die Frage „wie stehen die Chancen in einem neuen Markt?“



Der einfachste und kostengünstigste Weg sich zu erkundigen ist die Teilnahme an einer Delegationsreise ins Zielland.

Ich bin vor kurzem von so einer Delegation zurückgekehrt. Aber nicht als Deutscher, sondern als Brite der bei eine solchen Delegation aus Deutschland Hilfe leistete.

In diesem Fall kam die Delegation nach Großbritannien hauptsächlich aus der Brandenburger Gegend. Sie wurde von der IHK Potsdam organisiert und durch die britische Firma Europartnerships im Zielland betreut.

Die meisten Delegationsreisen haben einen Schwerpunkt. In diesem Falle war es Cleantech, alles um Recycling und erneuerbare Technologie.

Die IHK in Potsdam bemühte sich ein interessantes Gemisch aus verschiedenen Firmen und Experten aufzubauen, im ganzen ca. 14 Personen im Cleantech Bereich. Die Firmen stellen sich weiter unten selber vor.

Die Aufgabe des britischen Partners war geeignete Kontakte und auch relevante Ausflüge in Großbritannien zu finden. Europartnerships sorgte auch dafür, dass es eine entsprechende Begleitung und Sprachhilfe während des Aufenthalts im Land gab. Dazu wurde ich zum Beispiel, als etablierter Europartnerships Partner und Brite mit Deutschkenntnissen, mit einbezogen.

Es wurde ein dreitägiges Programm angeboten. An jedem Tag befanden wir uns in einer anderen Stadt: London, Cambridge, und Birmingham. In London und Cambridge gab es Präsentationen und Geschäftstreffen am Vormittag und dann Ausflüge am Nachmittag. Im diesen Fall waren es Besuche von großen Recyclinganlagen. In ihrem Fachbereich wird man dann entsprechende Ortsbesuche vereinbaren.

In Birmingham gab es eine große Energiemesse. Wir hatten Räumlichkeiten auf dem Messegelände gemietet, mit Tischen wo man sich mit britischen Partnern treffen konnte. Sonst konnte man weitere Kontakte auf der Messe selber verknüpfen.

Es gibt hauptsächlich drei Vorteile bei der Teilnahme an einer Delegationsreise:

1. Die ganze Vorbereitung, Kontaktsuche und Begleitung wird von anderen für Sie organisiert.

2. Sie erleben aus erster Hand wie ihr Markt in einem anderen Land funktioniert.

3. Sie erweitern ihre Kontakte und Kenntnisse von ihrem deutschen Markt anhand ihrer mitreisenden Partner.

Allerdings hatte Jack Nicholson völlig recht, im Stanley Kubrik Film „Shining“, als er mit der Axt in der Hand ausrief „All work and no play makes Jack a dull boy“ (Immer nur Arbeit und keine Spielerei macht Jack zum langweiligen Gefährten).

Eine gute Delegationsreise gibt Ihnen deshalb auch die Gelegenheit etwas von Land und Leuten zu sehen. Bei uns waren es dann abendliche Spaziergänge mit Führung, gefolgt von einem guten Essen in einem Pub oder Restaurant!

Natürlich hilft es bei der Reise nach Großbritannien wenn man etwas Englisch spricht. Aber auch wenn es nur radebrechend ist, bedenken Sie das nur 0,05 % von Briten überhaupt Deutsch können! Egal ob sie Englisch sprechen oder nicht, eine Sprachbegleitung ist immer nützlich bei Geschäftstreffen, es hilft nicht nur mit der sprachlichen Kommunikation. Ich kann zum Beispiel als Brite die subtileren Eindrücke und Signale für meine deutschen Partner interpretieren.

Also, zusammengefasst: es lohnt sich an einer Delegationsreise ins Ausland teilzunehmen, die von ihrer IHK organisiert wird. Sie werden eine Einsicht in den neuen Markt bekommen; vielleicht sogar praktische Kontakte knüpfen; ihr Netzwerk in Deutschland erweitern und etwas von Land und Leuten sehen. Wenn sie dann zu ihrer Firma und Arbeit zurückkehren haben sie einen anderen Überblick.

Nun zu dieser Delegation aus Brandenburg. Ich hatte ihnen versprochen dass sie sich selber vorstellen könnten. Klicken Sie einfach auf den Namen der Teilnehmer um meine spontanen Interviews mit den Teilnehmern auf YouTube zu sehen.

Antje Vargas & Marius Vargas, GeoClimaDesign: Fritz Pressel, DGAW; Fritz Reusswig, PIK; Jens Bahnemann und Nico Rothaeuser, Richter Recycling; Lutz Grundmann, Callparts Recycling; i-save Energy; Olivia Liebert, Green Ventures/IHK; Peter und Simone Heydenbluth, ERV; Roman Dinslage, INTECUS; Torsten Stehr, ETI/Green Ventures/IHK; Tristan Kretschmer, McPhy Energy; Mark Dodsworth, Europartnerships; Mike Woollacott, Greenwatt; Chris Thomas, Milton Contact Ltd.

Aus persönlicher Sicht: Jede Delegation hat ihren eigenen Charakter. Bei dieser Delegation muss ich sagen dass sie sich voll dem britischen Charakter angepasst hat, mit ihrem Humor, ihre Gelassenheit und positive Einstellung zur Reise nach Großbritannien.

Related links to articles, photo albums and videos:

Day 1 – London: Green Ventured Mission to the UK.
Day 2 – Cambridge: Green Ventures Mission to the UK.
Day 3 – Birmingham: Green Ventures Mission to the UK.
The Delegation - Green Ventures Mission to the UK.
Recycling waste in the UK - Green Ventures Mission to the UK.
Unternehmerdelegation nach Großbritannien: Neue Märkte erkunden. Beispiel Potsdam Green Ventures.
Online Photoalbum of Green Ventures – Mission to the UK
Interviews with delegates and helpers at Green Ventures – Mission to the UK

Tuesday 9 September 2014

Schottland 1:0 Vereinigtes Königreich - egal wie der Volksentscheid ausfällt

Es ist kaum zu glauben. Erst jetzt, neun Tage vor dem wichtigen Volksentscheid zur Unabhängigkeit Schottlands, wacht England auf. Zum ersten Mal ist man sich bewusst dass Schottlands Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich wirklich möglich ist.



Egal wie die Entscheidung fällt, Schottland ist immer der Gewinner. Das Land bekommt auf jeden Fall eine größere Entscheidungsfähigkeit über seine eigene Finanzen, Wirtschaft und Regierung. Der Rest des Vereinigten Königreiches, und das bedeutet hauptsächlich England, wird viel härter von den Konsequenzen betroffen.

Wirtschaftlich sieht man das jetzt schon im Rückzug von Investoren wie Japans größte Bank, Nomura. Auch einheimische Banken wie die Royal Bank of Scotland überlegen ob es nötig ist ihren Hauptsitz aus Schottland nach England zu verlegen. Die Londoner Regierung warnt davor, dass sie nicht das Pfund in Schottland unterstützen würde. Es ist auch nicht gewiss in wie weit die Schotten ihren Anteil an den Staatsschulden annehmen würden bei Unabhängigkeit.

Politisch wird es sehr brisant, denn es gibt nationale Wahlen in Großbritannien bevor der Tag eines möglichen Abgangs Schottlands festgesetzt ist. Die Labour Party (Mitte Links) könnte die nächsten Wahlen mithilfe der jetzigen, hauptsächlich schottischen, Abgeordneten gewinnen um dann, nach Schottlands Unabhängigkeit, auf einmal sich in eine Minderheitspartei zu wandeln. Unsere Rolle auf der internationalen Bühne würde auch einen dramatischen Rückgang verspüren.

Die Position von Premierminister Cameron ist auch sehr interessant. Einerseits argumentiert er für eine größere Unabhängigkeit Großbritanniens vom Rest Europas. Andererseits argumentiert er für die Vorteile einer nahen Zusammenarbeit zwischen den Ländern im Vereinigten Königreich. Und wenn Schottland abgeht dann wird sein Name auf Ewigkeit in die Geschichtsbücher eingetragen, als der Premierminister der den Zusammenbruch des Vereinigten Königreiches übersah.

Die Königin Elizabeth II hat schroff eine Einmischung in die Debatte abgewiesen. Sehr verständlich, denn es waren ihre Vorfahren die die für ursprüngliche Vereinigung zwischen den Königshäusern von England und Schottland plädierten. Vermutlich, wenn es hart auf hart geht, möchte sie auch Königin von Schottland bleiben und nicht den schottischen Republikanern zusätzliches Material zur Abschaffung des Königshauses in dem Land schenken.

Und unsere schöne, bunte Fahne müsste möglicherweise durch eine andere ersetzt werden.

Sollte man also den britischen Markt vorerst vermeiden, bis sich die Unsicherheit sich gelegt hat?

Nein.

Auch wenn die Schotten wirklich ihre Unabhängigkeit erlangen, es verbleiben noch 65 Millionen mögliche Kunden in einem Markt der knappe 10 % seiner Wirtschaft in den Norden verloren hat. Es wird immer Markt und Wachstumschancen geben auf dem britischen Festland - mit England, Wales, Nord Irland und Schottland.

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